Donnerstag, 11. August 2011

Kommentar Teólogos

Eine Mitarbeit Kafkas bei diesem Schattenstück ist nicht zu erkennen, nirgends eine Spur in seinen Werken und Aufzeichnungen, und wenn der Titel auf Borges verweist, so ist das nichts als eine Finte. Offenbar hat Selysses sich mit einem obskuren Autor zusammengetan, den wir aber nicht seiner bloßen Obskurität wegen geringschätzen dürfen. - Nicht selten begegnet Selysses diversen Mitmenschen mit offener Abneigung, man denke nur an den Brotzeiter im Zug nach Kissingen, hier sind es die sich am frühen Abend im Pub entspannenden Arbeiter aus den Goldminen der City, Investmentbanker im normalen Sprachgebrauch, jung und alert. Plötzlich erscheint vor Selysses innerem Auge ihr unheiliger Hintergrund, es sind die Auguren des leergefegten Himmels, hilflose Interpreten des Waltens der Systeme, deren Gestalt ein zu recht ungnädiger Gott angenommen hat. Selysses’ vertraute Heilige sind verschwunden. Der heilige Georg freilich, sein Namensvetter, hatte sich schon bei Grünewald angeschickt, das mittelalterliche Tableau zu verlassen, um sich bei Pisanello als Heiliger von herzbewegender Weltlichkeit zu bewähren, schutzlos Nacken und Hals preisgegeben, dem heiligen Antonius im tiefroten Kapuzenkleid und weitem erdbraunen Umhang gleichwohl gewachsen. Seine Nachfolger haben die Gestalt, das Aussehen und die Attribute Wittgensteins, daß sie am Rande des Geschehens sitzen, ist unumgänglich.
Los Teólogos

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