Mittwoch, 31. August 2011

Kommentar Deauville

Kafkas Reisetagebücher sind voller scharfgestochener Zeichnungen von Mitreisenden, schmale Körper, ohne die Vorbereitung der Arme und Schultern, bei Sebald sind die Mitreisenden, neben den Empfangsdamen, ein unverzichtbarer Teil seiner Prosapopulation. Hier hat Selysses es gleichzeitig mit zwei sehr unterschiedlichen Damen zu tun. Mit der einen, jung, schmal, jüdisches Aussehen und auch wieder nicht, würde er gern ins Gespräch kommen, kann seine Hemmung aber nicht überwinden. Die andere, dick, groß, gefiedert und Zigarre rauchend, fordert ihrerseits ihn mit Blicken heraus. Gern würde er, um seiner Verlegenheit zu entkommen, ein unverbindliches Wort mit ihr wechseln, bleibt aber dumm und stumm. Sichtlich erleichtert entkommt er am Zielort Deauville der insgesamt bedrückenden Lage im Einspänner, hin zu neuen Abenteuern.

Deauville

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