Der Prediger ist ein radikaler Poet archaischen Zuschnitts, fast noch aus der schriftlosen Zeit, zwar ist er des Lesens und Schreibens kundig, verzichtet aber auf die Niederschrift seiner geistlichen Ansprachen. Er führt ein Leben für das Wort, ein Leben im Takt und Rhythmus der Worte. Die Woche über formt er seinem Hirn die Worte ein, die an den Sonntagen mit tatsächlich erschütternder Gewalt auf die Gemeinde niedergehen. Dann stellt sich ein kurzer Augenblick des Friedens ein. Sicher ist der Prediger ein Mann nach dem Herzen des Selysses, auch wenn der die Produkte seines frommen Schaffens zwiespältig sieht. Kafka ist da um einiges unbefangener und stellt ihm eine Kanzel der Qual zur Verfügung, die ihn weiter anstachelt, indem sie ihn selbst den gepredigten Qualen in gewissem Maße schon aussetzt. Die Einheit von Wort und Leben ist wahrhaft hergestellt.
Kanzel der Qual
Dienstag, 26. Juli 2011
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