Freitag, 1. Juli 2011

Kommentar Drei Kreise

Cosmo Solomon macht einen verwirrten Eindruck, seine Darlegung der drei Kreise wirkt leicht verworren, sicher aber ist sie nicht ohne Sinn, wenn der vielleicht auch diskursiv nicht restlos zu entschlüsseln ist. Die reichlich abstrakten Ausführungen werden belebt durch die zentral eingestellten Figuren des Diogenes im mittleren und des Großen Alexander auf dem äußeren Kreis. Cosmo, der ursprünglich als Lebemann und Polospieler durchaus die strahlenden Züge Alexanders hatte, sieht sich jetzt als Diogenes, aber der ist gründlich verändert. Wann hätten wir gehört, daß er Alexander mit verzweifelter Stimme bittet, die Sonne freizugeben, bislang war es eine harsche Aufforderung bei furchtloser Leugnung oder anmaßendem Übersehen der Machtverhältnisse. Wie bei Don Quijote, den Sirenen und manchen anderen, hat Kafka auch zu Diogenes seine sehr eigene Sicht. Auf dem mittleren Kreis wohnen die denkenden Menschen, die in Tuchfühlung stehen zum Kern der Wahrheit. Die Wahrheit aber hat Cosmo bei seinem Wechsel vom Kreis des Alexander auf den des Diogenes nicht gefunden, zum Schaden auch des Diogenes, der sie im gleichen Augenblick verliert. Sein Faß, Symbol der von ihm vertretenen Lebenswahrheit, ist von Gespenstern voll. In der Hoffnung, wieder klar zu sehen, verlangt er panisch nach dem Sonnenlicht.
Drei Kreise

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