Samstag, 16. Juli 2011

Kommentar Vom Licht

Kein natürlicher Gegensatz ist stärker symbolisch genutzt worden als der von Licht und Dunkelheit. Selysses erlebt ein beeindruckendes Fiat Lux beim morgendlichen Anflug auf die Mittelmeerinsel Korsika. Sogleich ist bei dem grandiosen Anblick in ihm der alte Wunsch erweckt, alles aufgeben zu können außer dem Schauen, ein Schauen, so möchte man ergänzen, das sich ihm scheinbar aufwandlos in Worte verwandelt. Kafka gibt zu bedenken, mit stärkstem Licht könne man die Welt auflösen, geht dann aber nur auf die Gegenseite ein, auf die Sehschwachen, deren Augen das Licht kaum aufnehmen. Bei ihrem Blick würde die Welt schamhaft, bereit sie zu zerschmettern, ein Gedanke, den man nur mit einiger Mühe nachdenken kann. Die mit dem stärksten Licht sind womöglich die mit dem analytischen Feuerblick, die die Welt auflösen in ihre Bestandteile, bereit, sie blutig zu zerstören, wie es Selysses angesichts von Rembrandts Prosekturbild durch den Sinn gegangen ist. Das reine, lichtvolle Schauen ist unser Traum, den wir vielleicht die längste Zeit träumen können im Widerschein der Prosa Sebalds.Vom Licht

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