Mittwoch, 13. Juli 2011

Kommentar Sieben Stücke

Selysses wurde der reisende und wandernde Icherzähler in Sebalds Büchern genannt, zeitweise greift der Name auch über auf geistesverwandte Figuren im Werk und insbesondere auf Austerlitz. Hier sind die beiden über das Merkmal des Rucksacks vereint, als dritter Vertreter der Schultertasche gesellt sich Wittgenstein hinzu. Kafka greift die durch den Rucksack symbolisierte besonders anspruchlose Form des Reisens auf und erläutert den geringen Umfang seines Besitzes, sechs bis sieben Stück nur, die wohl in einem solchen Sack Platz finden würden. Daß er die Stücke tatsächlich auf der Schulter bei sich trägt, ist nicht gesagt. Während uns jeder der Elf Söhne haargenau beschrieben wird, erfahren wir über die Natur der sechs bis sieben Stücke gar nichts. Besondere Aufmerksamkeit erfährt das siebte Stück, bei dem die Besitzverhältnisse unklar sind. Vier Freunde sind schon beisammen, die Silhouette eines fünften zieht am Horizont vorüber. Vielleicht geht es gar nicht um die Stücke und wir hören vielmehr ein Trauerlied für den verlorenen Freund. Wenn die Stücke keinen großen Wert haben, so müssen wir uns fragen, welcher Wert gering ist, der Wert an sich, der Tauschwert also, oder der Seelenwert für den Eigentümer. Der Tauschwert mag niedrig, der Seelenwert aber hoch sein oder auch umgekehrt, oder beide Werte sind gering. Vielleicht sind Tausch- und Seelenwert der sechs Stücke niedrig, der Seelenwert des siebten Stückes aber hoch.

Sechs bis sieben Stücke

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