Montag, 16. Januar 2012

Kommentar Lettres

Hier ist jemand ganz am Boden, Zunge und der Gaumen sind trocken, so als läge er seit Tagen schon in der Wüste. Ob er wirklich Briefe erhält, wie er angibt, wenn auch wenige, und ob er sie, wenn er sie denn erhält, nicht öffnet, da kann man sich nicht sicher sein. Jakubs Briefe, von denen dann ausführlich die Rede ist, sind in jedem Fall nur eine Fiktion, ein Gedankenspiel. Es sieht so aus, als solle ein imaginärer Jakub für den schlimmen Zustand des Leidenden verantwortlich oder doch mitverantwortlich gemacht werden. Genaueres Hinsehen führt aber zu einer anderen Einschätzung. Zwar wird Jakub eine zerstörerische Brieftaktik unterstellt, im Ergebnis führt sie aber zu einem Zustand, der erträglicher ist als der, der bereits eingetreten ist. Absicht des Gedankenspiels wäre es also, eine relative Linderung zu erreichen, wenn Genesung schon nicht möglich ist. Das wäre schon das äußerste an Trost, den der imaginäre Jakub ja zugestandenermaßen spenden will. Aber auch der angestrebte geringe Erfolg bleibt fraglich, der kalte Schweiß bricht aus und was er auch anblickt ist verschleiert von einer schwarzen Schraffur.

Sept.07

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