Die Spuren, die dieser Dichter auf seinem Lebensweg hinterlassen hat, waren so leicht, daß sie beinah verweht worden wären. Zumindest seit seiner Rückkehr aus der Fremde, in Wahrheit freilich von Anfang an, war er nur auf die flüchtigste Weise mit der Welt verbunden. Nirgends hat er sich einrichten können, nie auch nur den geringsten Besitz sich erworben. Weder ein Haus hatte er je, noch eine dauerhafte Wohnung, kein einziges Möbelstück und als Garderobe allenfalls einen besseren und einen minderen Anzug. Selbst von dem, was er zur Ausübung seines Handwerks braucht, nannte er so gut wie nichts sein eigen. An Büchern besaß er, glaube ich, nicht einmal die, die er selbst geschrieben hatte. So ohne jeden Besitz, wie er zeit seines Lebens war, so abgeschieden blieb er von anderen Menschen. Simon, glaube ich, heißt eine Figur in einem seiner Bücher. Läuft dieser Simon nicht überall herum, glücklich bis an die Ohren, und es wird am Ende nichts aus ihm als ein Vergnügen des Lesers? Das ist eine sehr schlechte Karriere, aber nur eine schlechte Karriere gibt der Welt das Licht, das ein nicht vollkommener, aber schon guter Schriftsteller erzeugen will, aber leider um jeden Preis. Natürlich laufen auch solche Leute, von außen angesehen, überall herum, ich könnte, mich ganz richtig eingeschlossen, einige aufzählen, aber sie sind nicht durch das Geringste ausgezeichnet als durch jene Lichtwirkung in ziemlich guten Romanen. Man kann sagen, es sind Leute, die ein bischen langsamer aus der vorigen Generation herausgekommen sind, man kann nicht verlangen, daß alle mit gleichmäßigen Sprüngen der Zeit folgen. Bleibt man aber einmal in einem Marsch zurück, so holt man den allgemeinen Marsch niemals mehr ein, selbstverständlich, doch auch der verlassene Schritt bekommt ein Aussehen, daß man wetten möchte, es sei kein menschlicher Schritt, aber man würde verlieren. Man würde diese Wette sogar gründlich verlieren: Es ist der menschlichste Schritt überhaupt, und das Hochemotionale verschiedener Passagen, wie sie in den Texten dieses Dichters immer wieder zu finden sind, hat in der gesamten deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts nicht ihresgleichen, auch bei Kafka nicht.
Freitag, 27. Januar 2012
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