Montag, 9. Januar 2012

Maulwurf in Not

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Eines Abends bin ich mit dem kleinen Hund auf die lange Fußbrücke hinausgegangen, die, neben der Eisenbahnlinie herlaufend, die die an dieser Stelle mehr als eine Meile breite Mündung des Flusses überquert. Man kann dort, gegen die Entrichtung eines Zolls in Höhe eines Pfennigbetrags, auf einer der von drei Seiten gegen Wind und Wetter geschützten kabinenartigen Rastbänke sitzen, mit dem Rücken zum Land und die Augen hinausgerichtet auf das Meer. Es war das Ende eines schönen Nachsommertags, die frische Salzluft umwehte uns, und die Flut strömte im Abendlicht gleißend wie in dichtgedrängter Schwarm von Makrelen unter der Brücke hindurch und flußaufwärts mit solcher Kraft und Geschwindigkeit, daß man, umgekehrt, glauben konnte, man treibe nun in einem Boot hinaus in die offene See. Still saßen wir, der Hund und ich, beisammen, bis die Sonne sich anschickte unterzugehen. Auf dem Rückweg dann ertappte der Hund einen Maulwurf, der über den asphaltierten Weg laufen wollte. Er sprang immer wieder auf ihn und ließ ihn dann wieder los, denn er ist nicht nur klein, sondern auch furchtsam. Zuerst belustigte es mich und die Aufregung des Maulwurfs besonders war mir angenehm, der geradezu verzweifelt und umsonst im harten Boden des Weges ein Loch suchte. Plötzlich aber als der Hund ihn wieder mit seiner gestreckten Pfote schlug, schrie er auf. Ks, kss, so schrie er. Da kam es mir vor – nein, es kam mir nichts vor. Es täuschte mich bloß so, weil mir an Tag der Kopf so schwer herunterhing, daß ich am Abend zu meiner Verwunderung merkte, daß mir das Kinn in meine Brust hineingewachsen war. Aber am nächsten Tag hielt ich meinen Kopf wieder hübsch aufrecht.

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