Aber ich bin doch auch Jude, dieser Satz hat, folgt man Marthe Robert, in Kafkas Leben eine überragende Bedeutung gehabt. Dabei waren ihm die heruntergelebten Formen des Prager Westjuden verächtlich, verzaubert war er vom Leben der Ostjuden, ohne daß er freilich, das war ihm klar, an dieses Leben hätte teilen können oder wollen. Hier nun ruft er dieses Leben, das in der Wirklichkeit inzwischen unwiederbringlich verloren ist, im sprachlichen Bild vor unsere Augen. Der Tod eines Menschen, heißt es, ist das schlimmste, aber trifft uns das Verlöschen einer Lebensform, einer Sprache denn weniger hart, trifft es uns nicht härter noch, wenn wir erkennen, daß auch das, was uns überdauert, dem Untergang geweiht ist? Das Heimweh nach einem Land, in dem wir nie waren, bedrückt unser Herz.
Chassidim
Donnerstag, 17. November 2011
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen