Freitag, 11. November 2011

Museumspersonal

Die dämmrige Vorhalle war verlassen. Auch der Platz an der Kasse schien leer. Erst als ich unmittelbar am Tresen stand und gerade meine Hand ausstreckte nach einer der dort ausgestellten Ansichtskarten, sah ich, daß hinter dem Tresen in einem schwarzledernen zurückgekippten Bürosessel eine jüngere Frau saß, ja, beinahe hätte man sagen können, lag. Man mußte förmlich über den Tresenrand zu ihr hinunterschauen, und dieses Hinunterschauen auf die wahrscheinlich nur vom vielen Stehen ausruhende und vielleicht ein wenig eingeschlummerte Kassiererin der Casa Bonaparte war einer jener seltsam zerdehnten Augenblicke, an die man sich Jahre später noch manchmal erinnert. Das Personal in den Museen scheint sich aus einem besonderen Menschenschlag zu rekrutieren. Vor wenigen Wochen, Ende Juni, am Vormittag war im Schillerhaus eine verwachsene Frau vorgetreten und hatte mit ein paar Worten, hauptsächlich durch die Tonart, das Vorhandensein dieser Andenken entschuldigt. Auf der Treppe Klio als Tagebuchführerin, ferner ein Bild der hundertjährigen Geburtstagsfeier im Jahre 1859, das ausgeschmückte verbreiterte Haus. Italienische Ansichten, Bellagio, Geschenke Goethes. Nicht mehr menschliche Haarlocken, gelb und trocken wie Grannen. Maria Pawlovna, zarter Hals, Gesicht nicht breiter, große Augen. Die verschiedenen Schillerköpfe. Gute Anlage einer Schriftstellerwohnung. Wartezimmer, Empfangszimmer, Schreibzimmer, Schlafalkoven. Frau Junot, seine Tochter ihm ähnlich. Baumzucht im Großen nach Erfahrung im Kleinen. Buch seines Vaters.

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