In meinem Abteil saß eine gefiederte Dame mit einer Menge verschiedener Hutschachteln. Sie rauchte eine große Brasilzigarre und sah durch den blauen Qualm manchmal auffordernd zu mir herüber. Ich wußte aber nicht, wie ich sie ansprechen sollte, und starrte in meiner Verlegenheit fortwährend auf die weißen Glacéhandschuhe mit den vielen Knöpfen, die neben ihr auf dem Sitzpolster lagen. Daß wir zu dritt waren im Coupé war mir wohl bewußt, recht gewahr wurde ich des älteren mir schräg gegenüber Fräuleins aber erst, als die rauchausstoßende Domina einige Stationen vor meinem Zielort aus dem Zug ausgestiegen war. Dunkle Haut, schöne Rundungen an Kinn und Wangen. Wie sich die Nähte der Strümpfe um ihre Beine drehten, sie hatte das Gesicht mit einer Zeitung verdeckt und ich sah die Beine an. Auch sie steigt in Deauville aus, nachdem sie einen großen alten Hut angezogen hatte. Ich sah sie später einmal, als ich durch die hoffnungslos heruntergekommene Stadt schlenderte, ruiniert vom Autoverkehr, wie sie ist, vom Boutiquenkommerz und der auf jede Weise und immer weiter um sich greifenden Zerstörungssucht.
Sonntag, 13. November 2011
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