Samstag, 12. November 2011

Kommentar Museumspersonal

Immer wieder trifft Selysses an Hotelrezeptionen aber auch in den Kassenräumen der Museen auf Menschen, die aufgrund eines körperlichen Gebrechens oder aber wegen einer momentan angenommenen Haltung kaum wahrnehmbar sind. Im Napoleonmuseum ist es die eingenommene bequeme Lage auf dem zurückgekippten Bürosessel, die die Kassiererin hinter dem Tresen verschwinden läßt. Nur eine kurze Zeit vorher war er im Schillerhaus in Weimar von einer verwachsenen Frau empfangen worden. Ob ihr Leiden dem des Portiers im Gästehaus in Ithaka glich, der so stark vornübergebeugt ging, daß er mit Sicherheit nicht imstand war, von seinem Gegenüber mehr als die Beine und den Unterleib wahrzunehmen vermochte, während er selbst hinter jedem Möbelstück verschwinden konnte, wird nicht berichtet. Ein auch nur mäßig zerdehnter Augenblick tritt unter Kafkas Führung nicht ein, zügig richtet sich der Blick auf die Exponate. Die gute Anlage der Schriftstellerwohnung erweckt womöglich für die Dauer eines Wimpernschlags den Neid des Betrachters. Ein Wartezimmer, in dem die Besucher anstehen, um dann einzeln ins Empfangszimmer gelassen zu werden, das wäre etwas. Sogleich aber graust ihm schon vor dieser Idee.
Museumspersonal

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