Im Anschluß an diesen für ihn aufs äußerste deprimierenden Tag verbringt er drei Wochen in der Wasserheilanstalt in Riva, die er vor dem Einnachten noch per Dampfboot erreicht. Ein Hausdiener mit einem langen grünen Schurz, der hinten mit einem messingnen Kettchen zusammengehalten wird, führt ihn auf sein Zimmer, von dessen Balkon aus er auf den in vollendeter Ruhe in den in der einbrechenden Dunkelheit daliegenden See hinaussieht. Es ist nun alles blau in blau, und nichts scheint sich mehr zu bewegen. Morgen beginnt bereits die Anstaltsroutine, am nachmittag schon stiehlt er sich aber davon und liegt drunten am See im Gras, vor sich die Wellen im Schilf, zur Rechten die Landzunge. Einfach im Gras zu liegen, das gehört in seinen besseren Zeiten zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Er liegt also im Gras, da sieht er durch die Fenster eines benachbarten Gebäudes eine ihm irgendwie bekannt scheinende Gestalt - lang, schöner Körper, braungebrannt, spitzer Bart, glückliches Aussehn – von ihrem Studierplatz in die Ankleidehütte gehen. Er folgt dem Mann nichtsahnend mit den Augen, der aber kommt, statt auf seinen Platz zurückzukehren, auf ihn zu. Er schließt die Augen, der Herannahende stellt sich aber schon vor: K., Landvermesser, und gibt ihm vier Schriftchen als Sonntagslektüre. Im Weggehn spricht er noch von Perlen und vorwerfen, womit er andeuten will, daß er, der dort im Gras liegt, die Schriften dem Selysses nicht zeigen soll. Offenbar hat er sich daran gehalten, denn in Dr. K.s Badereise nach Riva wird von dieser Episode und den vier Schriften nicht berichtet.
Mittwoch, 16. November 2011
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