Ein Mensch beobachtet von einer benachbarten Hütte aus den Verfall eines Schlosses und sehnt offenbar dssen endgültigen Einsturz herbei. Zuvor war er, so muß man annehmen, selbst ein Bewohner des Schlosses. Ob es sich bei den Insassen der anderen Hütten ebenfalls um ehemalige Schloßbewohner handelt, ist nicht klar. Obwohl man es annimmt, ist auch nicht sicher, daß das Schloß unbewohnt ist, sein ruinöser Zustand mag in den Augen des Beobachters schlimmer erscheinen, als er ist. Während der Beobachter sehnsüchtig auf das letzte Schaben des Kieferrands eines Käfers wartet, der den Palast zum Einsturz bringt, muß er sich eingestehen, daß auch in seiner Hütte, wie man sagt, der Wurm darin ist. Nichts ist an seinem Platz, nicht die dringend benötigten Zündhölzer, nicht die Schuhe und das Reisetintenfaß und ein naßgemachter Waschlappen liegen auf dem Bett. Er sieht in der Unordnung die Strafe für einer ungenannten Schuld, offenbar das Ergebnis einer Paranoia, es sei denn er bezieht die Schuld nicht allein auf die Unordnung in der Hütte, sondern auch auf den Verfall des Schlosses. Dann müßten wir in ihm wohl den Schloßherrn erkennen, hätten wir es mit einem grausigen Geheimnis im Sinne des Gothic Novel zu tun, vielleicht aber ständen wir auch vor Kafkas Schloß in einer späten Phase seiner Geschichte, die wir so noch nicht kannten.
Hütte beim Schloß
Mittwoch, 23. November 2011
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