Freitag, 22. April 2011

Kommentar Nez Percé

Kafka zeigt sich immer wieder fasziniert von vorzivilisatorischen Lebensformen, von Barbaren, die rohes Fleisch verschlingen und keine menschliche Sprache haben, sondern sich durch Schreie verständigen, ähnlich wie die Dohlen. Hier haben sie nun gleich Geierschnäbeln statt Nasen, es sind wohl gar keine Menschen. Tote, wie Sebald sie auf Korsika beobachtet und exakt beschrieben hat, sind es aber auch nicht, die Toten sind deutlich kleiner als diese hochgewachsenen Zehn in einer Reihe. Die Hypothese, es könnten Indianer sein, wird nicht hinreichend ernsthaft geprüft, da Kafka gleich seinem leidenschaftlichen Wunsch nachgibt, ein Indianer zu sein, und sich in die Begeisterung verliert. Dabei wäre für sorgfältige Prüfung durchaus Anlaß. Rituelle Eingriffe im Nasenbereich waren verbreitet unter den Indianern, vor allem aber verfügten sie, genau wie die Zehn, nach übereinstimmenden Berichten über die Fähigkeit, plötzlich da zu sein, wo sie gerade noch nicht waren, ohne daß man erkennen und erklären konnte, wie das möglich war. Verschwinden konnten sie auf die gleiche geheimnisvolle Art.

Nez Percé

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