Montag, 11. April 2011

Horche

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Die Luft war erfüllt von einem beständigen Rauschen, das aber nicht, wie ich zunächst meinte, von dem Wind in den Bäumen herrührte, sondern von den in geringer Entfernung niedergehenden, wenn auch von meinem Fenster aus unsichtbaren Wasserfällen, die in der Gegend des Lago Caiuga seit dem Ende der Eiszeit in die tief eingeschnittenen Schluchten und Täler hinunterstürzen. Ich legte mich nieder und verfiel, todmüde wie ich war, sogleich in einen schweren Schlaf, in den die aus dem Wassertosen lautlos aufsteigenden Staubschleier hineinwehten wie weiße Vorhänge in einen nachtschwarzen Raum. Als ich die Herberge am nächsten Morgen verlassen wollte, sagte ich mir plötzlich, es ist nicht notwendig, daß Du aus dem Haus gehst. Bleib in Deinem Zimmer, bleib bei Deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte, bis es Dich bedrängt. Warte nicht einmal, sei völlig still und allein. Anbieten wird sich Dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor Dir winden. 

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