Freitag, 15. April 2011

Kommentar Chrysler Building

In Kafkas Amerikaroman und in Sebalds Amerikaerzählung Ambros Adelwarth haben wir es vorwiegend mit aus Europa Ausgewanderten oder mit europäischen Amerikabesuchern zu tun, hier, in der kleinen Erzählung vom Chrysler Building, dagegen nicht nur mit einem sogenannten waschechten Amerikaner, sondern auch mit einem, der ein wesentliches Merkmal mit amerikanischen Ureinwohnern teilt, den Mohawks, einer Ethnie ohne Schwindelgefühle. So ist denn auch die eigentliche Bewegung nicht so sehr die aus der Bronx nach Manhattan, sondern die aus der Tiefe der Straßenschluchten in die Gipfelregionen der Wolkenkratzer. Die schöne Himmelfahrt endet dann aber am Boden, beim Schlittschuhfahren. Anders als bei der kanariengelbe Dame, die auf Lucas van Valckenborchs Gemälde auf dem Eis zu Fall kommt, wird der Augenblick des Sturzes nicht eingefroren, als geschähe das kleine, von den meisten Betrachtern gewiß übersehene Unglück immer wieder von neuem, als höre es nie mehr auf und als sei es durch nichts und von niemandem mehr gutzumachen, bliebe dabei letztlich aber schadlos, hier kommt es ganz trivial zu einem Bruch des Handgelenks, und mit dem luftigen Leben ist es aus.

Chrysler Building

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