Aus dem Schattenreich
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Ich kämpfe; niemand weiß es; mancher ahnt es, das ist nicht zu vermeiden; aber niemand weiß es. Ich erfülle meine täglichen Pflichten, ein wenig Zerstreutheit ist an mir auszusetzen, aber nicht viel. Natürlich kämpft jeder, aber ich kämpfe mehr als andere, die meisten kämpfen wie im Schlaf, so wie man im Traum die Hand bewegt, um eine Erscheinung zu vertreiben, ich aber bin vorgetreten und kämpfe unter überlegter sorgfältigster Ausnützung aller meiner Kräfte. Warum bin ich vorgetreten aus der für sich zwar lärmenden, aber in dieser Hinsicht beängstigend stillen Menge? Warum habe ich die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt? Warum stehe ich jetzt auf der ersten Liste des Feindes? Ich weiß nicht, das heißt so wie die Dinge inzwischen liegen, weiß es jeder und ich weiß es naturgemäß auch. Es lag in der Linie der Konsequenz, daß ich schließlich auf die irische und damit auf meine eigene Frage stieß. Aufgewachsen war ich in County Antrim als Sohn eines protestantischen Vaters und einer katholischen Mutter und gehörte meiner ganzen Erziehung nach zu denjenigen, deren Lebensaufgabe darin bestand, die englische Vorherrschaft über Irland aufrecht zu erhalten. Als sich aber die irische Frage in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg zuspitzte, begann ich sie zu der meinen zu machen. Das den Iren über Jahrhunderte hinweg angetane Unrecht ging mir nicht aus dem Kopf. Man darf mich aber nicht mißverstehen, die irische Sache war nur die willkommene Form für mein Kämpferherz. Ein anderes Leben als das im Kampf schien mir nicht des Lebens wert. Soldatennaturen nennt die Kriegsgeschichte solche Menschen. Und doch ist es nicht so, ich hoffe nicht auf Sieg und mich freut nicht der Kampf als Kampf, mich freut er nur als das einzige was zu tun ist. Als solcher freut er mich allerdings mehr, als ich in Wirklichkeit genießen kann, mehr als ich verschenken kann, vielleicht werde ich nicht am Kampf sondern an dieser Freude zugrundegehn
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