Aus dem Schattenreich
Kommentar
Unter den Wartenden befand sich eine Aristenfamilie, die, wie mir vorkam, aus einer zumindest ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Zeit hierher verschlagen worden war. Das Oberhaupt der kleinen Truppe trug einen weißen Sommeranzug und überaus elegante steifleinene Schuhe mit Lederbesatz. In den Händen drehte er, einmal links herum, einmal rechts herum, einen wirklich wunderbaren, formvollendeten weitkrempigen Strohhut. Man sah seinen wenigen Bewegungen an, daß das Kochen einer Eierspeise auf einem Hochseil, wie Blondin es bei seinen Auftritten sensationellerweise vollführt hatte, für ihn ein Kinderspiel gewesen wäre. Aber nicht vom Hochseilartist Blondin erzählte er mir, nachdem wir ins Gespräch gekommen waren, sondern vom Raubtierbändiger Burson, den er gut gekannt und sehr bewundert habe. Ihm, dem berühmten Dresseur Burson, sei einmal ein Tiger vorgeführt worden; er sollte sich über die Dressurfähigkeit des Tieres äußern. In den Dressurkäfig, der die Ausmaße eines Saals hatte – er stand in einem großen Barackenbau weit vor der Stadt – wurde der kleine Käfig mit dem Tiger geschoben. Die Wärter entfernten sich, Burson wollte bei jeder ersten Begegnung mit einem Tier völlig allein sein. Der Tiger lag still, er war eben reichlich gefüttert worden. Ein wenig gähnte er, sah müde die neue Umgebung an und schlief gleich ein. Burson ließ sich einen Stuhl reichen und nahm Platz vor dem Tiger. Wohl eine Stunde und mehr beobachtete er das schlafende Tier und machte dann ein Angebot, da er an diesem für seine eigene Raubtiertruppe Interesse habe. Nie könne man einen Tiger besser beurteilen als im Schlaf, da es aber naturgemäß in der Zeitspanne immer nur sehr wenige zu beobachten gebe, müsse man sich sehr viel Zeit nehmen mit dem Urteil. Mit den Menschen sei es im übrigen gar nicht anders als mit den Tigern.
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Unter den Wartenden befand sich eine Aristenfamilie, die, wie mir vorkam, aus einer zumindest ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Zeit hierher verschlagen worden war. Das Oberhaupt der kleinen Truppe trug einen weißen Sommeranzug und überaus elegante steifleinene Schuhe mit Lederbesatz. In den Händen drehte er, einmal links herum, einmal rechts herum, einen wirklich wunderbaren, formvollendeten weitkrempigen Strohhut. Man sah seinen wenigen Bewegungen an, daß das Kochen einer Eierspeise auf einem Hochseil, wie Blondin es bei seinen Auftritten sensationellerweise vollführt hatte, für ihn ein Kinderspiel gewesen wäre. Aber nicht vom Hochseilartist Blondin erzählte er mir, nachdem wir ins Gespräch gekommen waren, sondern vom Raubtierbändiger Burson, den er gut gekannt und sehr bewundert habe. Ihm, dem berühmten Dresseur Burson, sei einmal ein Tiger vorgeführt worden; er sollte sich über die Dressurfähigkeit des Tieres äußern. In den Dressurkäfig, der die Ausmaße eines Saals hatte – er stand in einem großen Barackenbau weit vor der Stadt – wurde der kleine Käfig mit dem Tiger geschoben. Die Wärter entfernten sich, Burson wollte bei jeder ersten Begegnung mit einem Tier völlig allein sein. Der Tiger lag still, er war eben reichlich gefüttert worden. Ein wenig gähnte er, sah müde die neue Umgebung an und schlief gleich ein. Burson ließ sich einen Stuhl reichen und nahm Platz vor dem Tiger. Wohl eine Stunde und mehr beobachtete er das schlafende Tier und machte dann ein Angebot, da er an diesem für seine eigene Raubtiertruppe Interesse habe. Nie könne man einen Tiger besser beurteilen als im Schlaf, da es aber naturgemäß in der Zeitspanne immer nur sehr wenige zu beobachten gebe, müsse man sich sehr viel Zeit nehmen mit dem Urteil. Mit den Menschen sei es im übrigen gar nicht anders als mit den Tigern.
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