Montag, 4. April 2011

Weisheit eines Generals

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Bei Tisch sitzt zu seiner Rechten ein alter General, der sich zwar die meiste Zeit ausschweigt, der aber doch hin und wieder abgründig kluge Bemerkungen macht. So sagt er einmal, unvermittelt aufblickend von dem Buch, das er stets aufgeschlagen neben sich liegen hat, daß sich, wenn er es recht überlege, zwischen der Logik des Sandkastens und der Logik des Heeresberichts, die ihm beide vertraut seien wie kaum etwas sonst, ein weites Feld der undurchsichtigsten Gegebenheiten erstrecke. Kleinigkeiten, die sich unserer Wahrnehmung entziehen, entscheiden alles! Kleinigkeiten, die so schwer wiegen wie die fünfzigtausend toten Soldaten und Pferde von Waterloo. Es sei eben alles eine Frage des spezifischen Gewichts. Diese im Grunde irrwitzige Vorstellung, daß man mit einer Drehung des Steuers, mit dem Willen, den Lauf der Dinge beeinflussen könne, während diese doch bestimmt seien von den vielfältigsten Beziehungen untereinander. Die Grundschwäche des Menschen bestehe im übrigen nicht etwa darin, daß er nicht siegen, sondern daß er den Sieg nicht ausnutzen könne. Die Jugend besiegt alles, den Urtrug, die versteckteste Teufelei, aber es ist niemand da, der den Sieg auffangen könnte, lebendig machen könnte, denn dann ist auch schon die Jugend vorüber. Das Alter wage an den Sieg nicht mehr zu rühren und die neue Jugend, gequält von dem gleich einsetzenden neuen Angriff, wolle ihren eigenen Sieg. So werde der Teufel zwar immerfort besiegt, aber niemals vernichtet.

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