Donnerstag, 7. April 2011

Kommentar Polo

Kaum jemand konnte ahnen, daß es sich bei Kafkas Geschichte von einem nächtlichen Ritt um die Phantasie eines Polospielers während des Wettkampfs handelt. Abgesehen davon, daß es sich in beiden Fällen um bevorzugte Beschäftigungsformen der mondänen Welt handelt, haben Roulette und Polospiel, die zwei Paradedisziplinen des Cosmo Solomon, wenig Gemeinsames. Beim Roulette kommt es darauf an, den Körper stillzulegen und alle seine Kraft in den Geist zu verlagern, der, seinerseits entleert, allein auf das Erfassen des Bruchteils eines Augenblicks sich ausrichtet. Das Polospiel ist, im krassen Gegensatz dazu, entfesselte Raserei der Körper, die es aber doch zu kontrollieren gilt durch eine sich davon frei haltende, nur ihren eigenen Regeln folgende Bewegung des Geistes. Während Selysses den Schleier des Geheimnisses über dem Roulette weitgehend lüftet, muß er, in den Bewegungsspielen weniger bewandert, sich bei der näheren Ergründung des Reiterspiels von Kafka aushelfen lassen. Wer kann wissen, welchen Dichtungen an den Wochenenden nicht nur auf den Polo-, sondern ebenso auf den Fußballfeldern und Tenniscourts entstehen, um sogleich sämtlich verloren zu gehen, da kein Sprachmächtiger zugegen ist, sie aufzuzeichnen.
 Polo

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