Samstag, 23. April 2011

Kommentar Totengräber

Selysses beobachtet das Verhalten der Toten in Südeuropa, auf Korsika, parallel dazu gelangt Austerlitz bei einschlägigen Forschungen weiter im Norden, in Wales, zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Den Angaben über Lebensweise und Verhalten der Toten, wie hier wiedergegeben, können wir insofern vertrauen. Zunächst ratlos lassen dagegen Kafkas zwanzig kleine Totengräber. Ihr unzweideutig als nur zapfengroß beschriebenes Körpermaß macht eine Zuordnung zur Gattung Mensch, sei es im lebendigen, sei es im toten Zustand, unmöglich. Andererseits ist das Verhalten der Totengräber menschlich und so in der restlichen Fauna nicht anzutreffen. Man darf aber nicht aus den Augen verlieren, daß sich bei Kafka Menschen in Tiere verwandeln, zum Beispiel in einen Käfer, ohne dabei aber die menschliche Vorstellungswelt ganz zu verlassen, und umgekehrt geben sich verschiedene Tiere, zu nennen sind etwa die Mäuse und der Dachs, betont menschlich. Vielleicht haben wir es also doch mit einer Gruppe von maulwurfsartigen Geschöpfen zu tun. Um Mitternacht, wenn die Toten sich ihre neuen Gefährten suchen, rücken auch sie aus in einer Zweierreihe, ganz ähnlich wie die Totenschwadrone hinter ihrer Fahne. Die Nähe der Totengräber zu den Toten beruht offenbar nicht allein auf einer sozusagen rein sachlichen Berufsausübung.
Totengräber

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