Mittwoch, 20. April 2011

Kommentar Drachen

Ein weiteres Mal gönnt Kafka sich den Aufenthalt in unbegrenzter Weite. Ein Ort, unvorstellbar weit von der Grenze des Reiches entfernt, man wird müde, wenn man sich nur einen Teil des Weges vorstellt, und mehr als einen Teil kann man sich gar nicht vorstellen, noch weiter als zur Grenze aber ist es zum Zentrum und zur Hauptstadt des Landes. Die Lebensbedingungen in dem namenlosen, im Außenbereich des Landes vergessenen und in der Vergessenheit sicher verwahrten Städtchen sind, soweit ersichtlich, angenehm. In einer Sache darf man sich nicht täuschen, Hauptstadt und Thron mögen noch so weit entfernt sein und Nachrichten von dort mögen kaum bis in die Peripherie dringen, das Wohlbefinden ist doch in vielfacher Weise anhängig vom Kaiserthron und ganz besonders in einer Hinsicht, der Gewährleistung einer prekären Eintracht mit den Drachen, an die Sebald erinnert. Den geschilderten gesellschaftlichen Verhältnissen fehlt es an jeder auch nur minimalen demokratischen Zurichtung, und trotzdem es Kafka zu gefallen scheint, können wir sie nur zurückweisen. Gleichwohl aber bleibt die Frage, ob es nicht richtiger ist, sich mit den Drachen zu arrangieren als sie zu töten, zumal die Zweifel wachsen, ob die Drachen überhaupt sterblich sind, ob Georgius Miles, der Mann mit eisernem Rumpf, erzen geründeter Brust, rotgoldenem Haupthaar und silbernen weiblichen Zügen den Drachen tatsächlich töten konnte, um dann, wie es eingangs von Nach der Natur heißt, über die Schwelle des Rahmens zu treten, ob er also sich, und zugleich uns, wie das Zauberwort lautet: emanzipieren konnte.

Drachen

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