Samstag, 2. April 2011

Kommentar Onkel

Prüfung und Urteil sind ungeliebte Bauteile unseres Zusammenlebens, der Richter soll gnädig sein, der Lehrer keine Zensuren vergeben, wir alle sollen uns, wie es heißt, nicht gegenseitig in Schubladen stecken, nichts ist weiß und nichts ist schwarz, der strafende Gott soll zum liebenden werden und dann ganz verschwinden. Die Dinge zögern aber, sich restlos in diese Richtung zu entwickeln. Auch der junge Aus- und gerade erst Eingewanderte auf Arbeitssuche schätzt die Prüfungssituation nicht und entzieht sich ihr durch eine kleine Frechheit, damit scheint dann auch seine Hoffnung auf Anstellung dahin. Es kommt aber ganz anders, er erhält den Zuschlag und obendrein hat der alte Seckler auch noch einen Narren an ihm gefressen. Hat ihm der Mut des jungen Mannes gefallen, der kleine rätselhafte Funken von Esprit, ist es vielleicht gar sein geheimer Wunsch, Onkel eines Jungen zu sein? Die Gründe für unsere Zu- und Abneigungen sind uns oft selbst verborgen.
Mein Onkel

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