Mittwoch, 8. Juni 2011

Kommentar Asketen

Sebalds Helden, Austerlitz, Bereyter, Le Strange, sind bedürfnislos. Bei den genannten dreien wird man die Erlebnisse und Erinnerungen der Kriegs- und Grauenszeit berücksichtigen wollen. Der Held in dieser kleinen Erzählung hier hat diesen Hintergrund nicht. Obwohl auf geradezu exzentrische Weise bedürfnislos, verwahrt er sich dagegen, ein Asket zu sein. Dabei hat er offenbar die Berufsasketen im Auge, von ihm selbst mit spöttischer Euphemie als philosophische Asketen bezeichnet. Kafka hat dieser Berufsgruppe im Hungerkünstler ausführlich behandelt und entfaltet hier noch einmal akribisch ihre Motivstruktur. Viel Schauspielerei vor sich selbst, Gott und den Menschen ist im Spiel. Der Held hier (Michael Parkinson in den Ringen des Saturn) ist dagegen bedürfnislos aus Neigung und ohne jeden Darstellungsdrang. Die aufdringlichen Angebote der Welt lassen ihn kalt. Daß er aber unempfänglich wäre für die sich darbietende Welt, für diese Annahme besteht kein Anlaß.
Asketen

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