Donnerstag, 9. Juni 2011

Mauerasseln

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Das gesamte Gliederwerk der Sprache, die syntaktische Anordnung der einzelnen Teile, die Zeichensetzung, die Konjunktionen und zuletzt sogar die Namen der gewöhnlichen Dinge, alles ist eingehüllt in einen undurchdringlichen Nebel. So ein Satz, das ist etwas nur vorgeblich Sinnvolles, in Wahrheit allenfalls Behelfsmäßiges, eine Art Auswuchs unserer Ignoranz, mit der wir, wie so manche Meerespflanzen und -tiere mit ihren Fangarmen, blindlings das Dunkel durchtasten, das uns umgibt. Im Grunde führt uns die Sprache immer nur an eine Mauer, an der es nicht weiter geht. Die Sätze lösen sich auf in lauter einzelne Worte, die Worte in eine willkürliche Folge von Buchstaben, die Buchstaben in zerbrochene Zeichen und diese in eine bleigraue, da und dort silbrig glänzende Spur, die irgendein kriechendes Wesen abgesondert und hinter sich hergezogen hat auf dem Mauerwerk. Im Grunde führt uns die Sprache immer nur an eine Mauer, an der wir dann als Wächter stehen. Ein Wächter! Ein Wächter! Was bewachst Du? Wer hat Dich angestellt? Nur um eines, um den Ekel vor Dir selbst bist Du reicher als die Mauerassel, die unter dem alten Stein liegt und wacht. Erreiche es nur, Dich der Mauerassel verständlich zu machen in einer Sprache. Hast Du ihr einmal die Frage nach dem Zweck ihres Arbeitens beigebracht, hast Du das Volk der Asseln ausgerottet.

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