Sonntag, 5. Juni 2011

Schlußgesang

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Es hieß, er liege in dem an das Zimmer der Rosina anschließenden Raum und er habe an der Hüfte eine große Wunde, die nicht verheilen wolle. Er habe, so hieß es, in seiner Jugend eine Zigarre, die er verbotenerweise geraucht habe, vor seinem Vater verbergen wollen und in den Hosensack gesteckt. Die Brandwunde, die er sich zugezogen habe, sei zwar besser geworden, sie aber später, als er gegen fünfzig ging, immer wieder aufgegangen und schließe sich nun überhaupt nicht mehr, ja, sie werde größer von Jahr zu Jahr, und es könne, so wurde gesagt, darum wohl sein, daß er bald am Brand sterben würde. Immerfort spricht er vom Tod, so die Rosina, und stirbt doch nicht. Drauf ich: Und doch wird er sterben. Er sagt eben seinen Schlußgesang. Des einen Gesang ist länger, des anderen Gesang ist kürzer. Der Unterschied kann aber immer nur wenige Worte ausmachen.

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