Montag, 27. Juni 2011

Peitschenherren

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Es waren die Peitschenherren beisammen, starke aber schlanke Herren, immer bereit, sie hießen Peitschenherren, aber sie hatten Ruten in den Händen, an der Rückwand des Prunksaales standen sie vor und zwischen den Spiegeln. Man hatte für das Hochzeitsbankett Tisch für gut hundert Leute gedeckt. Die Strahlen der untergehenden Sonne brachen sich in den Gläsern und blinkten an dem silbernen Schlagzeug der Kapelle, die auf dem Podium soeben anfing, für ihren bevorstehenden Auftritt zu proben. Die Instrumentalisten waren vier schon etwas gealterte Jünglinge mit lockigem Haar. Von der wie von einem leichten Seegang bewegten, ständig wachsenden Menge der Gäste waren nur die glitzernden Ohrringe und Halsketten der Damen und die weißen Hemdbrüste der Herren zu sehen. Ich trat mit meiner Braut ein, es war unsere Hochzeit. Aus einer besonderen, engen Tür uns gegenüber kamen die Verwandten hervor, sie drehten sich hervor, umfangreiche Frauen, links neben ihnen kleinere Männer in hochgeschlossenen Feströcken mit kurzen Schritten. Manche der Verwandten hoben die Arme vor Staunen über meine Braut, einer ungeheuer feingliedrigen, beinah transparenten Person – niemand kannte ihren Namen, niemand vermochte ihr Alter zu schätzen -, aber es war noch still.

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