Sonntag, 1. Mai 2011

Kommentar Kämpferherz

polemos pantôn men patêr
Von einem seltsam verdeckten Kämpfen im Verborgenen erzählt Kafka, niemand weiß davon, mancher ahnt es, das ist nicht zu vermeiden, aber niemand weiß es. Geheimhaltung scheint wichtig zu sein, so als sei es ehrenrührig zu kämpfen, aber es mag andere Gründe geben. Dabei ist der Kampf gar nichts besonderes, naturgemäß, so lernen wir, kämpft jeder, aber nicht mit letzter Entschlossenheit, mehr wie im Schlaf, dieser eine hier aber kämpft mehr als andere. Schon ist er ein wenig ins Licht gerückt, vorgetreten, aber erst Sebald bringt in ganz ins Rampenlicht, indem er in den Ringen des Saturn seine Identität offenbart, es ist die eines irischen Freiheitshelden. An dieser Stelle ist die Gefahr des Mißverstehens groß. Man würde fehlgehen in der Annahme, daß dieser hier, der mit dem Kämpferherz, im Kampf für die Freiheit Irlands zu seinem wahren Ich gefunden habe. So sehr es ihm auch um die Sache gehen mag, seine Neigung zum Kampf ist grund- und bodenlos, und sein Kampf zweckfrei. Wie viele Kämpfer für Freiheit und Recht sind wohl ähnlich gestrickt. Dieser hier aber dreht die Schraube weiter. Es geht ihm nicht um den Kampf als solchen und schon gar nicht um den Sieg. Die letzte Drehung der Schraube führt in ein dunkles Verstehensloch: Er kämpft, so heißt es, und hat Freude am Kampf, weil es anderes nicht zu tun gibt. Das ist wohl ein Anlaß, die schon so oft bedachte uralte Einschätzung, wonach der Kampf der Vater aller Dinge ist, ein weiteres Mal zu bedenken. Die Einschätzung hätte ihr Recht und ihren Grund nicht in einer Zwiespältigkeit der Welt, sondern in deren Bodenlosigkeit. Das Leben wäre ein Tanz über dem Nichts, und nur der Kampf bewahrt vor dem Absturz. Der Kampf – alle kämpfen – ist unser Leben, und das Leben ist die Freude, an der wir früher oder später zugrunde gehen werden.
Kämpferherz

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