Daß er – Selysses allem Anschein nach – die junge Frau des Bootsführers zuvor schon an Land, in einer Gaststube, als bucklige Rentnerin gesehen habe, ist für die Kafkainterpreten neu und daher bislang nicht gedeutet, die Geschichte ist aber ohnedies schon vertrackt genug. Offenbar sind wir in vormoderne Verhältnisse zurückversetzt. Freiheit, unser höchstes Gut, und auch Gleichheit, kaum weniger wichtig, erfordern eine Entpersönlichung und Professionalisierung der gesellschaftlichen Beziehungen. Daß die Brüderlichkeit dabei ein wenig schrumpft, läßt sich nicht ändern, alles Paternalistische aber, das ist die erste Regel, müssen wir von Grund auf meiden. Hier nun wird dem längst schon gut eingestandenen und monetarisierten Berufsverhältnis von Bootsführer und Passagier ohne Not das verwandtschaftliche Vater-Kind-Verhältnis unterschoben. Aber das heißt naturgemäß nur, für eine kurze Zeit die Rechnung ohne die Frau zu machen, die die unklare Situation ohne Verzug in ihrem Sinne nutzt. Der Vater wird als Großvater beiseitegeschoben, die Maske der buckligen Rentnerin fällt, und die Mutter bietet sich dem Kind als Gattin an, unter welchen Umständen auch immer, der Trauschein ist allem Anschein nicht das Entscheidende. Was hätte wohl Freud zu dieser Geschichte gesagt, wie zerbrechlich sind unsere Regeln. Selysses flüchtet sich in eine ausweichende, verlegene Bemerkung über das Wundersame der weiblichen Erscheinung im allgemeinen und insbesondere zur Nacht in einem Boot.
Es glitten die Boote vorüber
Es glitten die Boote vorüber
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