Samstag, 14. Mai 2011

Kommentar Levitation

Die Bemerkung über Thomas Browne lesen wir als poetologische Schlüsselszene, was Browne zugesprochen wird, strebt Sebald an, eine die Erdenschwere überwindende Prosa. Eilfertig kommt unterstützend Kafka zu Hilfe, richtet aber, wie es scheint, eher argumentativen Schaden an. Unter allen erdenschweren Tatmenschen wählt er Alexander, den mazedonischen König, der aufgrund seiner Erdenschwere den Hellespont eher nicht hätte überschreiten sollen, ihn tatsächlich aber sehr wohl überschritten hat. Keineswegs verlegen ob seines verwinkelten Gedankengangs lenkt Kafka einen Furor der Verachtung auf spätere Möchtegernalexander, die dem Mazedonier zwar ohne weiteres gleichkommen in seinen Untaten, im entferntesten aber nicht in seinem Glanz. So recht bekommen wir beim Lesen die Füße nicht auf den Boden und merken zu unserem Erstaunen, wir benötigen die Füße auch gar nicht, wir schweben. Mit ganz anderen Mitteln und auf ganz andere Weise als Browne abgelesen, fern aufwendiger Satzgebilde hat Kafka uns in den Zustand der Levitation versetzt, eine Argumentationshilfe wahrlich, wie sie eines Dichters würdig ist.
 Levitation

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