Mittwoch, 21. September 2011

Kommentar Ciceroni

Das bucklicht Männlein ist laut Benjamin ein Markenzeichen Kafkas, hier nimmt Sebald sich seiner an, und das Männlein erweist sich als harmlos und nett, rührend in seiner Begeisterung und bedauernswert angesichts der fehlenden Resonanz seiner Anstrengungen. Kafka eröffnet aber sogleich einen neuen Gefahrenherd, er tritt zurück und stolpert in die Kutte eines in undurchsichtige Geschäfte verwickelten Geistlichen, wir atmen einen Hauch von Schwarzmarkt, Pornographie, Mißbrauch. Zweifellos ist auch hier alles ganz harmlos und der nicht weniger kunsthistorisch bewanderte Geistliche berät nur den Ansichtskartenreisenden bei der Zusammenstellung seines Sortiments oder etwas ähnliches dieser Art. Gleichwohl sind wir froh, als der Blick zurückfindet zu dem alten gebeugten Cicerone, der da steht vor den Ausflüglern mit erhobenen Zeigefinger, wie ein winziger Schullehrer vor einer um Haupteslänge ihn überragenden Kinderschar.

Ciceroni

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