Aus dem Schattenreich
Kommentar
Ich glaube nicht, daß von den Lesern der alten Nationalbibliothek viele hinausfahren zu der neuen Bibliothek am Quai Francois Mauriac. Wenn man nicht mit einem jener führerlosen, von einer Gespensterstimme dirigierten Métrozüge an der in einem desolaten Niemandland gelegenen Bibliotheksstation ankommen will, ist man gezwungen, das letzte, meist sehr windige Stück am Flußufer entlang zu Fuß zu gehen bis zu dem in seinem Monumentalismus von dem Selbstverewigungswillen des Staatspräsidenten inspirierten und, wie ich gleich bei meinem ersten Besuch erkannt habe, in seiner ganzen äußeren Dimensionierung und inneren Konstitution menschenabweisenden und den Bedürfnissen jeden wahren Lesers von vornherein kompromißlos entgegengesetzten Gebäude. Zu ruhigem Atem kam ich nach dem Besuch der Bibliothek denn auch erst wieder, als ich, zurück im Stadtinneren, bei den Bouquinisten mit ihren artgerecht gehaltenen Büchern an den Ufermauern der Seine entlangging. In gewissem Sinne trostreich nach dem Aufenthalt in der Nationalbibliothek war selbst noch das Rufen einer Frau mit einem kleinen Bücherhandwagen am Abend auf dem Boulevard Poissoniere, trotz des nicht nur in literarischer Hinsicht zweifelhaften Angebots, das sie unterbreitete. Blättert, blättert meine Herren, sucht Euch aus, alles was daliegt wird verkauft. Ohne zum Einkaufen zu drängen ohne auch aufdringlich hinzusehn nannte sie innerhalb ihres Rufens gleich den Preis des Buches, das einer der Umstehenden in die Hand nahm. Sie schien nur zu verlangen daß rascher geblättert wurde, rascher die Bücher in den Händen wechselten, was man verstehn konnte wenn man zusaht, wie hie und da einer langsam ein Buch aufhob, langsam und wenig drin blätterte, langsam es hinlegte und endlich langsam wegging. Das ernste Nennen der Preise von Büchern, deren Unanständigkeit so lächerlich war, daß man sich einen Kaufabschluß unter den Augen des ganzen Publikums zuerst nicht vorstellen konnte.
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Ich glaube nicht, daß von den Lesern der alten Nationalbibliothek viele hinausfahren zu der neuen Bibliothek am Quai Francois Mauriac. Wenn man nicht mit einem jener führerlosen, von einer Gespensterstimme dirigierten Métrozüge an der in einem desolaten Niemandland gelegenen Bibliotheksstation ankommen will, ist man gezwungen, das letzte, meist sehr windige Stück am Flußufer entlang zu Fuß zu gehen bis zu dem in seinem Monumentalismus von dem Selbstverewigungswillen des Staatspräsidenten inspirierten und, wie ich gleich bei meinem ersten Besuch erkannt habe, in seiner ganzen äußeren Dimensionierung und inneren Konstitution menschenabweisenden und den Bedürfnissen jeden wahren Lesers von vornherein kompromißlos entgegengesetzten Gebäude. Zu ruhigem Atem kam ich nach dem Besuch der Bibliothek denn auch erst wieder, als ich, zurück im Stadtinneren, bei den Bouquinisten mit ihren artgerecht gehaltenen Büchern an den Ufermauern der Seine entlangging. In gewissem Sinne trostreich nach dem Aufenthalt in der Nationalbibliothek war selbst noch das Rufen einer Frau mit einem kleinen Bücherhandwagen am Abend auf dem Boulevard Poissoniere, trotz des nicht nur in literarischer Hinsicht zweifelhaften Angebots, das sie unterbreitete. Blättert, blättert meine Herren, sucht Euch aus, alles was daliegt wird verkauft. Ohne zum Einkaufen zu drängen ohne auch aufdringlich hinzusehn nannte sie innerhalb ihres Rufens gleich den Preis des Buches, das einer der Umstehenden in die Hand nahm. Sie schien nur zu verlangen daß rascher geblättert wurde, rascher die Bücher in den Händen wechselten, was man verstehn konnte wenn man zusaht, wie hie und da einer langsam ein Buch aufhob, langsam und wenig drin blätterte, langsam es hinlegte und endlich langsam wegging. Das ernste Nennen der Preise von Büchern, deren Unanständigkeit so lächerlich war, daß man sich einen Kaufabschluß unter den Augen des ganzen Publikums zuerst nicht vorstellen konnte.
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