Dienstag, 27. September 2011

Kommentar Dichter im Hotel

Bei allem, was ihm widerfährt und was von ihm berichtet wird in den vier Büchern, ist dies vielleicht die glücklichste Zeit des Selysses, mühelos dahinschreibend, ohne den Faden zu verlieren, unter Lucianas gleichsam segnendem Augen. Später wird er Luciana ehelichen, wenn auch nur im Rahmen eines sekundenhaften Tagtraums. Ein Traum nur, also keine Ansprüche an die Wirklichkeit des Erlebens, und vielleicht ist es allein diese Anspruchslosigkeit, die das Glück ermöglicht. Daß er schreibt in dieser Zeit, ist der andere unverzichtbare Teil, die andere Voraussetzung des Glücks. In dem Augenblick des Glücks schreibt er über den, den er am Nebentisch sitzen sieht, sein Unglück ihm immer gegenwärtig, so wie er selbst aufgebrochen war, um über eine besonders ungute Zeit hinwegzukommen. Das erlebte Glück wird er aber nur wenig später für sich und auch für uns schriftlich festhalten, vielleicht in den Oktoberwochen, die er in einem weit oberhalb von Bruneck, am Ende der Vegetation gelegenen Hotel mit Blick auf den Großvenediger verbringt, denn offenbar ist es das Formprinzip der Schwindel.Gefühle, daß das Aufschreiben des Erlebten dem Erleben in kurzem Abstand folgt und sich unauflöslich mischt mit dem Aufschreiben eines längst Vergangenen, Stendhal etwa und Kafka betreffend, wie es ursprünglich geplant war.

Dichter im Hotel

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