Freitag, 9. September 2011

Kommentar American Landscape

Daß Selysses mitten in seiner Schilderung der amerikanischen Landschaft, beim bloßen Anblick eines jungen, an einem unerwarteten Ort auftauchenden Amerikaners, nicht nur vom Präteritum ins Präsens, sondern auch von der deutschen in die englische Sprache wechselt, ist überraschend aber nicht unerklärlich, beherrschte er die eine Sprache doch so gut wie die andere. Schwindelerregend ist dagegen der Umstand, daß der englische Abschnitt haargenau dem entspricht, mit dem Foster Wallace, der sich einen Namen gar nicht einmal an erster Stelle als Landschaftsdichter gemacht hat, so atemberaubend und unvergeßlich sein Fragment gebliebenes, erst nach Sebalds Tod in Angriff genommenes Romanwerk Pale King eröffnen wird, schwindelerregend umsomehr, als die menschliche Erscheinung in der heruntergekommenen Gegend vor einer der Hütten, wenn man es recht bedenkt, Foster Wallace nicht unähnlich ist. Nun ist Selysses als Plagiator, als Spieler im Schattenreich der Literatur wohlbekannt - und an dieser Stelle geht es um nichts anderes, als dieses Spiel im Schattenreich fortzusetzen -, das vorgreifende Plagiat aus einem noch gar nicht geschriebenen Werk ist gleichwohl eine extreme und neue Entwicklung. Daher kann auch die andere Möglichkeit, Foster Wallace sei eine in dieser Form nicht veröffentlichte Skizze Sebalds in die Hände gefallen, nicht ganz außer Acht gelassen werden, überzeugen kann das aber auch nicht. Das ganze bleibt rätselhaft. Andererseits ist es ohnehin eine Fiktion, ein literarisches Werk in enger Form einem Einzelnen zuzuschreiben, Literatur entsteht aus Literatur. We are all of us brothers, wird denn auch beschwichtigend zu Bedenken gegeben. An anderer Stelle hat Sebald allerdings festgehalten, kaum etwas sei so unwandelbar wie die Bosheit, mit der die Literaten hinterrücks übereinander reden. Er selbst hat aber zahlreiche Ausnahmen gemacht.

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