Montag, 12. September 2011

Wie eine Last

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Zweifellos neigte der Cosmo Solomon zum Exzentrischen. Hochtalentiert, hat er sein Ingenieurstudium abgebrochen, um selber in einer alten Fabrikhalle in Hackensack Flugapparate zu bauen. Zur gleichen Zeit hat er sich freilich auch viel an Plätzen wie Saratoga Springs und Palm Beach aufgehalten, einesteils, weil er ein hervorragender Polospieler war, und zum anderen, weil er in Luxushotels wie dem Breakers, dem Poinciana oder dem American Adelphi ungeheure Mengen Geld durchbringen konnte, woran ihm damals offenbar vorab gelegen war. Am Reichtum als solchem hat ihm längst nicht mehr gelegen, der Smoking war ihm so selbstverständlich wie die abgerissene Reisetracht und gereist ist er unterschiedslos in internationalen Luxuszügen oder, wie heute, in einem Dritteklasseabteil der Chemins de Fer Francais. Wer ihn nicht kannte oder doch nur vom Hörensagen, hätte nicht an ihn gedacht, wie er dort saß mit dem langen, geringelten, nur gelegentlich von den Fingern durcharbeiteten Haar, dem starken Glanz in den Augen, der langsam gekrümmten Nase, den Höhlungen unten in den Wangen, dem amerikanisch geschnittenen Anzug, dem zerfransten Hemd, den überhängenden Socken. Sein Koffer war klein, er trug ihn aber beim Aussteigen wie eine Last. Sein Französisch war unruhig gemacht von englischen Betonungen und Wendungen, der Jargon kann sich ausruhen, so stark ist das Englische. Alle waren voller Lebhaftigkeit nach der durchfahrenen Nacht. Er tat so, als befestige er etwas hinten am Hemdkragen, zuckte mit dem Körper, um zu sehen, ob es hält, zog dann dieses mantelähnliche Etwas zuerst über den rechten, dann über den linken Arm und hüllte sich schließlich ganz ein, bis ihm, wie man erkannte, gerade angenehm wurde. Bewegungen in den Beinen zeigten, wie geradezu sorglos man in so einem Mantel gehen kann. Es war fast gar kein Spott dabei, es wurde vielmehr vorgebracht wie von einem, der Reisen macht und daher einiges gesehen hat. Etwas Kindliches mischte sich zu. 

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