Dienstag, 20. September 2011

Ciceroni

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Die große Innenhof war menschenleer bis auf eine Gruppe später Ausflügler, denen ein sicherlich nahezu achtzig Jahre alter, wenn nicht noch ältere Cicerone mit einer dünn und brüchig gewordenen Stimme die Einzigartigkeit des Bauwerks beschrieb. Der alte Mann, der wenig mehr als vier Fuß messen mochte, trug ein um vieles zu großes Jackett, das, da er bucklig war und stark vornübergebeugt ging, mit dem vorderen Saum bis an den Boden reichte. Ich trat, um einen besseren Überblick auf die Gruppe zu gewinnen einige Schritte zurück und fand mich unversehens neben einem von mir zuvor nicht bemerkten schlecht rasierten Geistlichen, der Karten besprach, die ihm ein Ansichtskartenreisender zu Dutzenden gepackt vorzeigte. Ich schaute ihn, auch ein wenig durch die Hitze beeinflußt, so aufmerksam an, daß ich ihm schließlich mit dem ganzen Absatz in die Kutte trat. Niente, sagte er, und sprach weiter immer mit starkem, durch italienische Ah! angezeigtem Atemzusetzen. Die Gruppe der Ausflügler zeigte sich unterdes wenig beeindruckt von der Architekturbegeisterung des verwachsenen Fremdenführers, der, indem er sich auf den Ausgang zubewegte, das eine oder andere seinen schönen Ausführungen noch anfügte, wobei er stets einhielt, sich umwandte und den Zeigefinger der Rechten gegen die gleichfalls stehenbleibende Gruppe erhob wie ein winziger Schullehrer vor einer um Haupteslänge ihn überragenden Kinderschar.

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