Gleich das zweite Bild im Austerlitzbuch zeigt, nach der einer Eule, Wittgensteins Augenpartie. Eingeführt wird er als Vertreter einer Zunft, die vermittels der reinen Anschauung und des reinen Denkens versucht, das Dunkel zu durchdringen, das uns umgibt. An einer späteren Stelle des Buches wird eine unmittelbare Beziehung zwischen dem Philosophen und dem Titelhelden hergestellt. Sie betrifft zwei Ähnlichkeiten, einmal den nach der Beobachtung des Erzählers immer entsetzten Gesichtsausdruck der beiden und zum anderen den Rucksack, den beide immer mit sich getragen haben. Die Wittgensteinisierung des Buches geht aber über diese Berührungspunkte hinaus. Gerald Fitzpatrick, der jüngere Freund Austerlitzs, verkörpert Wittgensteins frühe Leidenschaft für das Fliegen, seine wissenschaftliche Tätigkeit in Cambridge als Astrophysiker ist der des am gleichen Ort tätigen Philosophen nicht unähnlich. Wittgensteins Metapher von der Sprache als Stadt hat Austerlitz zu einer eleganten Paraphrase veranlaßt, mit der er seine zeitweiligen Aphasie veranschaulicht, beide, das Original und die Paraphrase, sind in diesem Schattenstück enthalten. Wittgenstein ist das Urbild der vielleicht fünfzig Gerechten, die Sebalds allen sonstigen Anzeichen nach zum Untergang bestimmten Welt bevölkern.In den Gassen der Sprache
Mittwoch, 14. September 2011
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