Dienstag, 27. September 2011

Tischgesellschaft

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Beim Anhören der Aussprüche seines Tischnachbarn verspürt er, obschon er weiß, daß diese Bemerkungen gar nicht an ihn gerichtet sind, in sich ein leichtes Aufwallen der Zuversicht und eine Art stummer Solidarität. Es sind zwei Männer am Tisch mit sechs oder sieben Schweizer Frauen. Wie sich da die entferntesten Schüsseln, wenn er nur halbwegs den Teller leer hat oder aus Langweile im Saal herumschaut, erheben, in den Händen der Frauen (er redet sie Frau und Fräulein durch einander an) sich rasch nähern und wenn er dankt und nichts mehr will auf dem gleichen Weg langsam zurückgehn. Bemerkenswerterweise beginnt nun auch das junge Mädchen zu seiner Linken, von der er annimmt, daß sie über den stummen Herrn zu ihrer Rechten, also über ihn, unglücklich sei, für ihn Gestalt anzunehmen. Sie ist eher klein gewachsen, kommt aus Genua, sieht eher italienisch aus, ist aber, wie auch die anderen Frauen, aus der Schweiz und hat, wie sich nun herausstellt, eine merkwürdig dunkel gefärbte Stimme. Es kommt ihm jedesmal wie ein außergewöhnlicher Vertrauensbeweis vor, wenn sie, was selten genug geschieht, mit dieser Stimme das Wort an ihn richtet.

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