Donnerstag, 15. September 2011

Kommentar Last

Gemessen an den Seiten, die in Sebalds Werk auf ihn entfallen, ist Cosmo Solomon im Schattenreich ganz übermäßig vertreten, aber schließlich ist er ein Fürst im Glanz und in der Finsternis, ein dunkles Abbild Wittgensteins. Wie dieser ist er Jude, ausgebildet als Ingenieur, flugtechnisch interessiert, offenbar homosexuell und reich, wie dieser wendet er sich ab vom ererbten Reichtum. Während aber Wittgenstein sich mehr oder weniger still abwendet vom Geld, während seine verschiedenen Neffen in Bernhards Werk es wegschenken, übt Cosmo Solomon sich in seiner Destruktion. Im Alltag aber, von Kafka in einem Regionalzug der Französischen Staatbahnen beobachtet, abseits der Luxushotels, der Polocourts und der Spieltische, ist er, wie wir nun sehen, Wittgenstein noch ähnlicher als bislang gedacht. Wo Wittgenstein immer seinen Rucksack dabei hat, ist es bei Solomon ein kleiner Koffer, der ihm gleichwohl auch noch eine Last ist. Wenn Selysses Kafkas Jäger Gracchus entmythologisiert, verharmlost, so verharmlost Kafka nun den Solomon. Im Abteil treibt er Spielchen mit einem Spielchen mit einem seltsamen, mantelähnlichen Kleidungsstück, etwas Kindliches wird sichtbar an ihm. In größter Not wird er später, vergeblich allerdings, Zuflucht in seinem alten Kinderzimmer suchen.

Wie eine Last

Keine Kommentare: