Aus dem Schattenreich
Kommentar
Die Arbeiten, die sie verrichteten, hatten durchweg etwas Plan- und Sinnloses an sich, schienen weniger der Ausdruck einer wie immer gearteten Alltäglichkeit als der einer absonderlichen Obsession beziehungsweise einer tiefen, chronischen gewordenen Verstörung. Los gustaban solamente las ocupaciones libres, las tareas porque sí, los simulacros que no sirven para nada. Der jüngere Sohn zimmerte seit seiner bereits vor Jahren erfolgten Schulentlassung an einem gut zehn Meter langen, dickbauchigen Schiff, obgleich er, wie er mir gegenüber beiläufig äußerte, weder vom Schiffbau eine Ahnung noch die Absicht hatte, mit dem unförmigen Kahn jemals in See zu stechen. Von den Nachbarn sagen manche, daß er faul sei, andere daß er Furcht vor der Arbeit habe. Diese letzteren beurteilen ihn richtiger. Er hat Furcht vor der Arbeit. Wenn er eine Arbeit anfängt, hat er das Gefühl eines, der die Heimat verlassen muß. Keine geliebte Heimat, aber doch einen gewohnten bekannten gesicherten Ort. Wohin wird ihn die Arbeit führen? Er fühlt sich fortgezogen, wie einganz junger scheuer Hund, der durch eine Großstadtstraße gezerrt wird. Es ist nicht der Lärm, der ihn aufregt; wenn er den Lärm hören und in seinen Bestandteilen unterscheiden könnte, würde ihn das ja gleich ganz in Anspruch nehmen, aber er hört ihn nicht, mitten durch den Lärm gezogen hört er nichts, nur eine besondere Stille, förmlich von allen Seiten ihm zugewendet, ihn behorchend, eine Stille, die sich von ihm nähren will, nur sie hört er. Das ist unheimlich, das ist zugleich aufregend und langweilig, das ist kaum zu ertragen. Wie weit wird er kommen? Zwei, drei Schritte, weiter nicht. Und dann soll er müde von der Reise wider zurücktaumeln in die Heimat, die graue unbeliebte Heimat. Das macht ihm die Arbeit verhaßt. So sind denn auch die Arbeiten an dem Boot im Grunde gar nicht als Arbeit zu verstehen, no sirven para nada und das nicht nur in dem Sinne, daß sie zum Broterwerb nichts beitragen, diese Arbeit zwingt nicht zum Verlassen der Heimat.
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Die Arbeiten, die sie verrichteten, hatten durchweg etwas Plan- und Sinnloses an sich, schienen weniger der Ausdruck einer wie immer gearteten Alltäglichkeit als der einer absonderlichen Obsession beziehungsweise einer tiefen, chronischen gewordenen Verstörung. Los gustaban solamente las ocupaciones libres, las tareas porque sí, los simulacros que no sirven para nada. Der jüngere Sohn zimmerte seit seiner bereits vor Jahren erfolgten Schulentlassung an einem gut zehn Meter langen, dickbauchigen Schiff, obgleich er, wie er mir gegenüber beiläufig äußerte, weder vom Schiffbau eine Ahnung noch die Absicht hatte, mit dem unförmigen Kahn jemals in See zu stechen. Von den Nachbarn sagen manche, daß er faul sei, andere daß er Furcht vor der Arbeit habe. Diese letzteren beurteilen ihn richtiger. Er hat Furcht vor der Arbeit. Wenn er eine Arbeit anfängt, hat er das Gefühl eines, der die Heimat verlassen muß. Keine geliebte Heimat, aber doch einen gewohnten bekannten gesicherten Ort. Wohin wird ihn die Arbeit führen? Er fühlt sich fortgezogen, wie einganz junger scheuer Hund, der durch eine Großstadtstraße gezerrt wird. Es ist nicht der Lärm, der ihn aufregt; wenn er den Lärm hören und in seinen Bestandteilen unterscheiden könnte, würde ihn das ja gleich ganz in Anspruch nehmen, aber er hört ihn nicht, mitten durch den Lärm gezogen hört er nichts, nur eine besondere Stille, förmlich von allen Seiten ihm zugewendet, ihn behorchend, eine Stille, die sich von ihm nähren will, nur sie hört er. Das ist unheimlich, das ist zugleich aufregend und langweilig, das ist kaum zu ertragen. Wie weit wird er kommen? Zwei, drei Schritte, weiter nicht. Und dann soll er müde von der Reise wider zurücktaumeln in die Heimat, die graue unbeliebte Heimat. Das macht ihm die Arbeit verhaßt. So sind denn auch die Arbeiten an dem Boot im Grunde gar nicht als Arbeit zu verstehen, no sirven para nada und das nicht nur in dem Sinne, daß sie zum Broterwerb nichts beitragen, diese Arbeit zwingt nicht zum Verlassen der Heimat.
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