Mittwoch, 30. März 2011

Heideblühen

Aus dem Schattenreich
Kommentar

At Boolavogue as the sun was setting
O'er the bright May meadows of Shelmalier,
A rebel hand set the heather blazing ...

Der Weg führte zunächst an den Ruinen eines Franziskanerklosters vorbei, an etlichen Feldern entlang und durch ein offenbar erst in jüngster Zeit aufgeschossenes, verwahrlostes Gehölz, in dem Krüppelkiefern, Birken und Ginsterstauden so dicht durcheinanderwuchsen, daß ich nur mit viel Mühe vorankam. Ich dachte schon beinah daran umzukehren, da tat sich auf einmal vor mir die Heide auf. Blaßlila bis tief purpurfarben erstreckte sie sich westwärts, und eine weiße Fahrspur ging in leichten Windungen mitten durch sie hindurch. Am äußersten Horizont war eine Behausung zu erkennen, ein Wirtshaus, wie ich zu meinem Erstaunen nicht weniger als zu meiner Erleichterung erkannte, als ich eine gute Zeit später, nach einer letzten Wegbiegung, davor stand. Drinnen saßen zwei Männer an einem rohgezimmerten Tisch. Eine flackernde Petroleumlampe hing über ihnen. Es war weit von meiner Heimat. Ich bin in Euerer Hand, sagte ich. Nein, sagte der eine Mann, der sich sehr aufrecht hielt und die linke Hand in den Vollbart gekrampft hatte; Du bist frei und dadurch bist Du verloren. Ich kann also gehn? fragte ich. Ja, sagte der Mann und flüsterte seinem Nachbarn etwas zu, während er ihm freundlich die Hand streichelte. Es war ein alter Mann, aber noch aufrecht und sehr kräftig. Mit wie rasend in meinem Kopf sich drehenden Gedanken sprang ich zur Tür und wanderte bald wieder wie betäubt von dem wahnsinnigen Blühen weiter auf der hellen Sandbahn dahin, bis ich zu meinem Erstaunen, um nicht zu sagen zu meinem Entsetzen, mich wiederfand vor dem selben verwilderten Wald, aus dem ich vor einigen Stunden oder, wie es mir jetzt schien, in irgendeiner fernen Vergangenheit hervorgetreten war. Am äußersten Horizont der Heide war eine Behausung zu erkennen.

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