Donnerstag, 3. März 2011

Versunken in die Nacht

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Man kann ja tatsächlich zu Fuß in einer Nacht fast von einem Ende dieser riesigen Stadt ans andere gelangen, und wenn man einmal gewöhnt ist an das einsame Gehen und auf diesen Wegen nur einzelnen Nachgespenstern begegnet, dann wundert man sich bald darüber, daß überall in den zahllosen Häusern, in San Telmo gerade so wie in Palermo oder Retiro, die Porteños jeden Alters, anscheinend aufgrund einer vor langer Zeit getroffenen Vereinbarung, in ihren Betten liegen, zugedeckt und wie sie glauben müssen, unter sicherem Dach, während sie doch in Wahrheit nur niedergestreckt sind wie einst bei der Rast auf dem Weg durch die Wüste. Versunken in die Nacht sind sie. So wie man manchmal den Kopf senkt um nachzudenken, so ganz versunken sind sie, die ringsum schlafen. Eine kleine Schauspielerei, eine unschuldige Selbsttäuschung, daß sie in Häusern schlafen, in festen Betten unter festem Dach ausgestreckt oder geduckt auf Matratzen, in Tüchern, unter Decken, in Wirklichkeit haben sie sich zusammengefunden wie damals einmal und wie später einmal in wüster Gegend, ein Lager im Freien, eine unübersehbare Zahl Menschen, ein Heer, ein Volk, unter kaltem Himmel auf kalter Erde, hingeworfen wo man früher stand, die Stirn auf den Arm gedrückt, das Gesicht gegen den Boden hin, vor Furcht gegen die Erde gekehrt, und doch ruhig atmend. Und Du wachst, bist einer der Wächter, findest den nächsten durch Schwenken des brennenden Holzes aus dem Reisighaufen neben Dir. Warum wachst Du? Einer muß wachen, heißt es. Einer muß da sein. Bis in die entlegensten Bezirke führen Dich Deine Wachgänge, in Vorhöfe der Metropole, in die Du sonst niemals gekommen wärst, und wenn es Tag wird, fährst Du zurück mit dem Subte, zusammen mit all den anderen armen Seelen, die um diese Zeit von der Peripherie zurückfluten in die Mitte. Weiterhin mußt Du wachsam und auf der Hut sein: El miércoles, con motivo del control de pasajeros, se produjo el inesperado: contra 113.987 personas ingresadas al subte, la cifra de los que habían vuelto a la superficie fue de 113.983, i.e. cuatro pasajeros inhallables.

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