Mittwoch, 2. März 2011

Mathild

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Traurig lief die alte Magd vom Berg, trug den Korb mit Äpfeln voll beladen. Sie aber entlief auch ihr, entlief allen und auch der Magd. Sie lief den Abhang hinunter. Das hohe Gras hinderte sie im Laufen. Ich stand oben bei einem Baum und sah ihr nach. Sie, die im Dorf als überspannte Person gegolten hatte, ist bald darauf in das Regensburger Kloster der Englischen Fräulein eingetreten, hat das Kloster aber bald unter eigenartigen Umständen wieder verlassen und einige Monate lang, in der roten Zeit, in München sich aufgehalten, von wo sie in einem arg derangierten und fast sprachlosen Zustand nach Haus zurückgekehrt ist. Dort hat man sie eine rote Betschwester geheißen. Die Mathild ihrerseits hat sich, nach dem sie einigermaßen ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, durch solche Bemerkungen in keiner Weise aus dem Konzept bringen lassen. Ganz im Gegenteil hat sie sich in ihrer Eingezogenheit offensichtlich in zunehmendem Maße wohlgefühlt, ja die Art wie sie Jahr um Jahr unter den von ihr verachteten Dorfbewohnern herumgegangen ist, unfehlbar in einem schwarzen Kleid oder einem schwarzen Mantel und stets unter der Bedeckung eines Hutes und nie, auch beim schönsten Wetter nicht, ohne Regenschirm, hat etwas durchaus Heiteres an sich gehabt.

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