Samstag, 26. März 2011

Freundschaft

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Wir brauchten für die knapp zwanzig Meilen bis an den Atlantik hinunter bald eine Stunde, weil Orlow so langsam fuhr, wie ich auf einer freien Strecke noch nie jemanden habe fahren sehen. Er saß schräg hinterm Steuer, lenkte mit der linken Hand und erzählte Geschichten aus der Vergangenheit. Nur ab und zu vergewisserte er sich durch einen Blick nach vorn, daß wir uns noch auf der richtigen Spur befanden. Schließlich führte die Straße hinab an die Bucht und hinüber auf die der Küste vorgelagerte, fünfzig Meilen lange, aber nirgends mehr als eine Meile breite Landzunge. Ja, Pildao sei sein Freund, sagte Orlow unvermittelt, und dennoch wisse er leider nicht viel über ihn. Wenn er sich heute Rechenschaft geben wolle über seinen Freund und sein Verhältnis zu ihm, so sei das einer jener vielen meist hoffnungslosen Anläufe, die man während eines langen Lebens immer wieder unternimmt, Anläufe zu einem Sprung, von dem man nicht weiß, ob er vorwärts ins leben zielt oder aus dem Leben fort. Aber es ist hoffnungslos, also gefahrlos. Wir waren angelangt, stellten den Wagen ab und gingen, den scharfen Nordostwind im Rücken, schweigend am Strand entlang. Schließlich, eine längere Wegstrecke lag schon hinter uns, blieben wir stehen und schauten aufs Meer hinaus. Das ist der Rand der Finsternis, sagte Orlow.

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