Dienstag, 1. März 2011

Kommentar Ottilie

Das für Sebald exemplarische Wirtschaftsunternehmen ist ohne Zweifel das von den Schwestern Bina und Babett betriebene Café Alpenrose, das während der langen Jahre seines Bestehens nie ein Gast betreten hat. Ob das Handschuhgeschäft der Tante Otýlie in Prag wesentlich mehr Gewinn abwirft, ist ungewiß. Nun aber hat es Ottilie Tschotka, offenbar ohne ihr Zutun und eher gegen ihren Willen, nach oben gespült, sie ist die Inhaberin einer von Kafka entworfenen Handelshölle. Ottilie Tschotka verschließt die Augen, ändert ihre Lebensweise so gut wie gar nicht und entkommt so der beklemmenden Atmosphäre. Das Ladengeschäft ist sowohl klein und verborgen als auch in sich verwinkelt und riesengroß, es wird anscheinend von niemandem je betreten oder verlassen und ist doch überfüllt wie ein Bienenkorb, bedenklich stimmt auch der Zahlungsverkehr, immerhin die Hauptschlagader unserer Existenzweise.
Ottilie Tschotka

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