Sonntag, 20. März 2011

Soirée

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Aber das Leid fällt doch immer wieder, wie zu etwas Lebendigem geballt über ihn her, etwa während der Mahlzeiten. Es kommt vor, daß er dann glaubt, gelähmt zu sein und das Eßbesteck nicht mehr halten zu können. Übrigens sitzt bei Tisch zu seiner Rechten ein alter General, der sich zwar die meiste Zeit ausschweigt, dann aber doch hin und wieder abgründig kluge Bemerkungen macht. Bemerkenswerterweise beginnt allmählich auch das junge Mädchen zu seiner Linken, von der er annimmt, daß sie über den stummen Herrn zu ihrer Rechten, also über ihn, unglücklich sei, für ihn Gestalt anzunehmen. Sie ist eher klein, kommt aus Genua, sieht sehr italienisch aus, ist aber eigentlich aus der Schweiz und hat eine merkwürdig dunkel gefärbte Stimme. An den Samstagen finden oft größere Abendgesellschaften statt, die Ingenieure des nahegelegenen Bergwerkes etwa sind eingeladen. Dann fegen Empfindungsstürme durch seinen Kopf, enge Lichtpfeile. Im Sturmwind, Narrheit der Blätter, schwere Tür, leichtes Klopfen gegen sie, Aufnehmen der Welt, Einführung der Gäste, großes Erstaunen, wie es plappert, sonderbarer Mund, Unmöglichkeit sich damit abzufinden, Arbeiten mit Rückblick, Hammerschlag auf Hammerschlag, kommen schon die Ingenieure? Nein, es gibt irgendeine Verzögerung, der Direktor der Wasserheilanstalt bewirtet sie, es wird ein Hoch ausgebracht, die jungen Leute, dazwischen plätschert der Bach, der alte General sieht zu, wie das lebt und duftet, aber habe die überirdische, die göttliche Jugend um das zu fühlen, erhabene Mücke, die um die Tischlampe flattert, ja mein kleiner heuschreckenhafter, hochgezogen auf dem Stuhle hockender Tischgenosse.

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