Sonntag, 13. März 2011

Cúchulainn

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Von sehr kleinem, in jedem Stadium der Entwicklung weit hinter dem Normalmaß zurückbleibendem Wuchs und geradezu erschreckend feingliedrigem Körperbau, trug dennoch bereits der Knabe einen ungeheuer großen, ja überdimensionalen Kopf auf seinen schwachen, vom Halsansatz steil abfallenden Schultern. Dieses wahrhaft außerordentliche, durch einen seitwärts abstehenden feuerroten Haarschopf und wassergrün strahlende Augen noch akzentuierte Haupt war allenthalben ein Gegenstand des Erstaunens. Ungeachtet seiner extremen körperlichen Disproportioniertheit aber träumte er von früh an unablässig davon, in ein Kavallerieregiment eintreten und als beau sabreur in einer wahnwitzigen Schlacht sein Leben lassen zu können. Vorstellungen dieser Art vermochten ihn in solche Paroxysmen der Passioniertheit zu versetzen, daß er die Herrschaft über seine Stimme und Glieder verlor. Er selbst sah sich in diesen Augenblicken der Kontorsion aber nur umso mehr als eine Art Cúchulainn hart am Rande des Riastradh. Suche mit spitzer Feder, rief er sich zu, den Kopf kräftig, fest auf dem Halse sich umschauend, ruhig von Deinem Sitz. Du bist ein treuer Krieger, innerhalb der Grenzen Deiner Stellung ein Herr, mächtig sind Deine Schenkel, weit die Brust, leicht geneigt der Hals wenn Du mit der Suche beginnst. Von weit her bist Du sichtbar, wie der Kirchturm eines Dorfes, auf Feldwegen von weither über Hügel und Täler streben Dir einzelne zu. Wenn es mit dem kräftigen Kopf auf eine, wenn auch makabre Art seine Richtigkeit haben mochte, so ging doch der Rest der wahnhaften Tirade auf beklagenswerte Weise an der Wahrheit vorbei, und als die Hoffnung auf einen Heldentod endgültig an seinem unterentwickelten Körper gescheitert war, warf er sich rückhaltlos in die Literatur und damit vielleicht in eine vielleicht nicht minder radikale Form der Selbstzerstörung.

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