Montag, 7. März 2011

Milena Zgodna

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Die Inhaberin des Antiquariats öffnete am Morgen ihren Laden, dann kehrte sie ihn aus. Sie hatte keinen Gehilfen und mußte alle Arbeit selbst tun. Ganz ausnahmsweise trat heute schon zu dieser frühen Stunde ein Käufer ein. Er war in großer Eile, er schien die Eröffnung des Ladens schon erwartet zu haben. Die Inhaberin des Antiquariats stellte den Besen in die Ecke. Wenn sie den Käufer kannte, so zeigte sie es nicht, wie aber sollte sie ihn nicht kennen, wie hätte es ihr entgehen sollen, daß er sie, Milena Zgodna, die sehr schöne Inhaberin des Antiquariats, schon seit geraumer Zeit bewunderte. Sie setzte sich, wie es stets ihre Gewohnheit war in den Morgenstunden, leicht seitwärts an ihrem mit Papiersachen und Büchern befrachteten Schreibsekretär und löste linkshändig das Kreuzworträtsel auf der letzen Seite der Gazeta. Ab und zu lächelte sie, wie es einer Geschäftsfrau wohl anstand, herüber zu ihm, der, so mochte es scheinen, geistesabwesend verschiedene Fächer und Laden mit architektonischen Gravuren durchblätterte, dann wieder blickte sie tief in Gedanken auf die Gasse hinaus.

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